Toni Innauer

Neymars Instinkt

 

Ob die Brasilianer Weltmeister werden oder nicht, ihrem Spielführer Neymar wird für seine Schauspielerei vermutlich die „Goldene Himbeere“ nachgereicht werden. #Neymarchallenge macht sich bereits über seine wehleidigen Showeinlagen lustig. Neymar-Trikots werden nach dieser WM wohl mit Warnhinweisen auf die Verletzungsgefahr durch Nachahmung und mit Ellbogenschützern und Schulterpolstern verkauft werden.

Dabei verdienen Neymars fußballerische Leistungen große Anerkennung. Die katarischen Besitzer von Paris-SG haben diese mit 222 Millionen Transfersumme wohl auch bewusst übertrieben. Diese obszöne Rekordsumme mit all den 2ern macht ihn zum offiziellen Botschafter der WM 2022 in Katar.

Warum nur liefert der letzte im WM-Turnier verbliebene Superstar neben sportlichen Kostbarkeiten derart offensichtlich peinliche Einlagen?

Erstens, weil ihm Täuschen und Tarnen in Bewegungsform im Lauf seines Fußballerlebens zur zweiten Natur werden mussten. Zweitens, weil ihn bei der WM dutzende Kameras und Videobeweise enttarnen. Was bei einem normalen Ligamatch, in der Hitze des Gefechtes und vor menschlich limitierten Schiedsrichteraugen durchgehen könnte, wird durch die Technik bloßgestellt.

Schauspielerisches Bewegungstalent war für den Filigrantechniker in den harten Jahren des Aufstieges eine Art Unfallversicherung. Auf Geschicklichkeit und Fairness der Gegenspieler und auf Schutz und Unterstützung guter Schiedsrichter war kein Verlass. Seine Bewegungen waren eben geschickter, schneller, unvorhersehbarer. Und das war emotional demütigend für die weniger Begabten, die er nach Belieben im Kreis laufen ließ. Die Schauspieleinlagen entstanden aus Angst vor der Rache all der Düpierten, aus purem Überlebensinstinkt. Neymar musste seine Knochen schützen und lernte so Schiedsrichter und Publikum durch spektakuläre Darstellung seines Leidens zu manipulieren.

Spätestens nach dem ersten geschenkten Elfmeter oder „rot“ für den getäuschten Gegner wird realisiert, dass diese besonderen sportalchemistischen Fähigkeiten Wettbewerbsvorteile verschaffen. Immer dann, wenn inmitten des brodelnden Hexenkessels alles auf dem Spiel steht, können Schwalbenspezialisten der großen Versuchung nicht widerstehen, zu oft haben sie die „Belohnung“ genossen.

Diese sportethisch zweifelhafte Spezialbegabung macht Trixer wie Neymar noch unberechenbarer für Schiedsrichter und Gegenspieler, das ist Teil seiner Strategie.

So gesehen ist es auch eine Finte, wenn er plötzlich nicht stürzt, obwohl sein Gegenspieler schon fix damit rechnet. Dann ist er nämlich auf und davon…

 

Ihr Toni Innauer

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