Toni Innauer

Offroad wird Mainstream

Offroad wird Mainstream

Foto: Toni Innauer privat

 

Es sind die Hänge neben den hochfrequentierten Skipisten, die Freerider und Tourengeher anziehen. „Abfellen“ und rein in den Pulverschnee. Winter wie diese laden sogar Langläufer ein, neben den präparierten Loipen auf gefrorener Schneedecke ohne Loipen- und Routenzwang frei dahin zu skaten. Mit jedem Schritt versteht man die Faszination der schlittschuhlaufenden Holländer für ihren 11 Städte-Lauf über Seen und Kanäle besser. Ende der 80er-Jahre haben wir uns, mit Sturzhelm, Skistöcken und auf Eishockeyschuhen, sogar in den bucklig vereisten Stamser Bach gewagt. Was viele für verrückt hielten, war für unsere standfeste Skifamilie die Entdeckung einer faszinierenden neuen Sportart. Nach einer vorsichtigen Testphase ging es überraschend kontrollierbar die Eiswellen rauf und runter und mit Schwung unter den Brücken durch.
Pilzsuchern geht angesichts der Prachtexemplare an ihren Geheimplätzen zwar das Herz, aber selten der Mund über. Propaganda würde den nachhaltigen eigenen Erfolg gefährden und durch Nachahmer die Interessenskonflikte mit Forst und Jagd noch verstärken. Moderne Abenteuerlust, Individualismus und Freiheitsdrang lassen Paragleiter, Mountainbiker, Kletterer und sogar Schneeschuhwanderer eigene Wege suchen und immer wieder sensible natürliche Zusammenhänge stören und belasten. So reizvoll es ist, Bewegung im Freigelände ist nicht massentauglich.

Zum Glück kann man mit Offroad-Fahrzeugen im Paris-Dakar-Look und Rundumairbags ein verwegenes Zeichen und gleichzeitig auf Sicherheit setzen. Riesige SUVs und Pickups im Pferdeflüsterer-Design haben den Sportwagen den Rang abgelaufen. Im doppelten Wortsinn dominieren sie den Verkehr. In den Cities fehlen zwar die geländemäßigen Herausforderungen für das überbordende Leistungsangebot der tonnenschweren Allradler. Das potente Freiheitsgefühl aber und der Blick hinunter auf die niederen Verkehrsteilnehmer sind betörend, selbst wenn freie Parklücken peinlich eng werden können. Bevor Sprit- und Platzverbrauch die Modellwahl bezweifeln lassen, wird vom urbanen Ranger der emotionale Sicherheitsaspekt ins Gefecht geführt, im Fall einer Kollision hat man da gewichtige Argumente.
Es war in Wien und unter höchstem Zeitstress, als mein bulliger SUV partout in keine der Tiefgaragenparklücken passen wollte.: Es musste eine Lösung her! Mit Anzug und Aktenkoffer kletterte ich letztlich quer durchs Auto und durch die Heckklappe meines repräsentativen Geländewagens ins Freie. In dieser gebückten Haltung beschloss ich, auf ein kleineres Auto umzusteigen.

 

Ihr Toni Innauer

 

Link Tiroler Tageszeitung

 

 

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