Toni Innauer

Ist E-Sport eh Sport?

 

 

Zweifellos gibt es Computer-Spielformen und Wettbewerbe am Bildschirm deren virtuose Beherrschung Fertigkeiten verlangen, die mit Leistungen in der analogen Sportwelt vergleichbar sind. Begabung, Training und Nervenstärke spielen in beiden Bereichen eine wichtige Rolle. Ein großer Unterschied liegt in der Bedeutung und Komplexität der eingesetzten Hilfsmittel bzw. Sportgeräte und zweitens in der weitgehenden Abwesenheit von Gesamtkörpereinsatz im E-Sport. Die meisten Real-Sportarten, sogar Skispringen halten den Einfluss der technischen Hilfsmittel möglichst gering. Dadurch erhalten die athletischen Fähigkeiten spielentscheidende Bedeutung. Aber selbst solche Argumentationslinien kommen mit Blick auf Motorsport, Modellflug und Schießsport ins zweifelnde Schlingern. Hinsichtlich Körpereinsatz steht die geistig hoch anspruchsvolle Sportart Schach im Abseits. Was als Sport gilt, wurde nie rein logisch-systematisch, manchmal vermutlich voreilig entschieden.

 

Rund um den E-Sport herrscht aktuell jedenfalls Goldgräberstimmung und aufgeregtes wirtschaftliches Interesse.

Was klein und als Bittsteller um Anerkennung als Sportart und Hoffnung auf Zuwendungen aus konventionellen Fördertöpfen begann, muss sich an der anderen Frontlinie schon gegen die Begehrlichkeiten von Großsportverbänden rüsten. Die Claims werden abgesteckt.:

Der Deutsche Olympische Sportbund hat dem E-Sport, nach intensiver Befassung mit dem Thema die Anerkennung als Sportart knallhart versagt. Der Österreichische Skiverband wiederum hat – gewohnt pragmatisch – alle Berührungsängste hinten angestellt und unverblümt Interesse und auch Anspruch auf die hoffentlich üppig sprudelnden Erträge angemeldet.

Persönlich sehe ich im Nebel der Sunrise-Phase rund um die (möglicherweise) kommerziell explodierenden Digitalwettkämpfe eine historische Chance für den klassischen Sport. Letzterer darf allerdings nicht nur darüber sinnieren, ob E-Sport wohl als „richtiger“ Sport durchgehen darf. Im spiegelnden Bildschirm könnte sich DER Sport selbst erkennen, sich seiner eigenen Wurzel, seiner Identität, quasi seiner DNA bewusst werden, und seine Überzeugungen darüber, was Sport war und zukünftig sein soll, nachschärfen!

Das könnte sehr wohl bedeuten, den E-Sport seiner eigenen digitalen Dynamik, Entwicklung und Ökonomisierung zu überlassen? Er wird es vermutlich auch ohne eine analog gewachsene Gouvernante schaffen.

Was, außer €s und Bitcoins spricht dagegen, zwei Welten zu akzeptieren, die sich zwar in manchem ähnlich sind, in ihrem Kern aber beide von einer sauberen Trennung profitieren könnten?

 

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