Toni Innauer

Du musst KEIN Dreckskerl sein um zu gewinnen!

 

 

 

„Winning ugly“ hieß der Bestseller von Brad Gilbert. Hartnäckig hält sich der Mythos vom rücksichtslosen Egomanen, von der „Kretzn“, dem Alphamännchen ohne Skrupel, das sich mit kantigen Ellbogen im Sport durchboxt. Immer wieder begegnet mir diese dumpfe Behauptung. Selbsternannte und anerkannte Experten gehen davon aus, dass es unter Konkurrenten gar nicht anders sein kann. Leider nicht nur im Sport, sondern auch in vielen anderen Lebensbereichen. Die wohl einflussreichsten und auch gefährlichsten darunter sind Wirtschaft und Politik. Die erfolgreichen und fragwürdigen Vorbilder sind Legion. Dabei wäre es nicht so schwer für talentierte und engagierte Zeitgenossen ein anders Bild abzuliefern.
Stammt der Spruch nun von VW-Boss Hans Dieter Pötsch oder Daimler-CEO Dieter Zetsche?: „Manchmal genügt es schon, wenn man kein Arschloch ist.“?  Die Urheberschaft des Zitats liegt vermutlich bei keinem der beiden Industriekapitäne, sondern auf Beraterebene. Immerhin aber ein Ansatz und moralischer Minimalanspruch auf der obersten Führungsetage.

Ein Stehsatz zu Dominic Thiem war, dass er zu nett und zu wenig konfrontativ sei, zu wenig hart, um sein Potenzial wirklich auszuschöpfen. Wie großartig, dass er nichts desto trotz SEINEN erfolgreichen Weg geht. Das spricht nämlich nicht nur für den smarten Niederösterreicher, sondern auch für den Leistungssport an sich. Sportler können Sieger sein, auch wenn sie nicht ständig vordergründige Egozentrik und brutalen „Killerinstinkt“ demonstrieren. Auch feinere Wege, mit viel „Gspür“ für sich und Respekt vor den Gegnern, führen nach Paris und Rom.

Mindestens zwei Dinge erleichtern und unterstützen die Ausformung einer, in diesem Sinne integren, Leistungskultur enorm: 1. Wenn es erfolgreiche Vorbilder und Gentlemen wie z.B. Roger Federer gibt. 2. Wenn ein Sport kluge und nachvollziehbare Regeln mit wenig Grauzonen aufweist und sie ständig weiter verfeinert. Die Einführung des Hawk-Eyes mit der Möglichkeit, Linienrichterentscheidungen zu „challengen“ ist eine segensreiche Einrichtung, die es den Kontrahenten erlaubt, sportlich bleiben zu dürfen, statt bei knappen und entscheidenden Bällen lügen und streiten zu müssen.

 

Dort, wo Regeln unscharf formuliert und schwer kontrollierbar sind, werden Verstöße als Kavaliersdelikte gesehen und werden zur giftigen Tradition. Das ist der Nährboden für Tricksereien von Doping bis zum Sportbetrug. Individuen und Teams, die weniger innere moralische Skrupel haben, finden ungeniert ihre Vorteile, leider nicht nur im Sport.

 

Ihr Toni Innauer

3 thoughts on “Du musst KEIN Dreckskerl sein um zu gewinnen!

  1. Andreas Du-Rieux alias Bjoern Borg

    Die Prämisse im Sport , ist der Sieg ..,
    Im Wettkampf vermitteln Spieler dabei je nach Typ unterschiedlichste Attribute des gesamten Emotions-Spektrums in beide Richtungen von Agression oder Killerinstinkt und Alphagehabe sowie Arroganz etc , über Hektik und Zweifel , bis hin zu Souveränität , Abgebrüheit bzw Coolness .
    Entscheidend für den Erfolg ist letztenedes nicht das Auftreten und die Erscheinung nach Außen , sondern vielmehr die innere Gabe mit der erwähnten typabhängigen kompletten Gefühlspalette für sich selbst am Besten umzugehen , das heißt zb Frust , Ärger oder auch überschäumende Euphorie schnellstmöglich wieder in den nötigen , meist kontrollierten Fokus mit positivem Spirit zu kanalisieren um egal was passiert , und wie schwierig es wird , letztlich gefestigt als (mehr oder weniger beliebter) Champion erfolgreich zu sein …

    p.s : sehen wir die ewige Stadt hier als Synonym des Triumphs , führen sprichwörtlich wohl wieder einmal alle Wege nach Rom …

    Weitere diffizilere Diskussionen zu den Themen : Ethik , Moral bzw rechtfertigt der Erfolg wirklich alle Mittel ? , wären ebenso hoch interessant , wie Dein Gedanke zu mehr oder weniger klarem eindeutigem Regelment .

    Mit (un) sportlichen aber herzlichst freundschaftlichen Grüßen Dein
    Andreas Du – Rieux

  2. Elgar Zelesner

    Lieber Toni, vielen Dank für Deine Zeilen. Besonders der letzte Absatz trifft „punktgenau“ im Sport und im Business! Auch beim Golfspiel, vergangenes Wochenende bei dein Saudi International, gab es Probleme mit der Auslegung von Slow play!

    Liebe Grüße
    Elgar

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