„Putins Oligarch“,
ist ein Buch, das Investigativ-Journalisten geschrieben und das Sportinsider gelesen haben sollten. Man staunt und fragt sich bald, ob man das alles wirklich wissen wollte.
Über Jahrzehnte zurück werden Karrieren und Begleitumstände der IOC-Präsidentschaften Samaranch und seines Nachfolgers Thomas Bach durchleuchtet. Letzterem und dessen „vielfältigen Lebenssachverhalten“ ist der Inhalt und Titel des Buches gewidmet.
Ab den Siebzigern prägte ein Mann eine machiavellistische Kultur mit Bestechung, Unterhändlern und Privatgeheimdienst im Weltsport. Horst Dassler. Es ging dem Konzernchef um die wirtschaftliche Vormacht. Immer mit dabei; ein unscheinbarer, ehrgeiziger und „niedrig temperierter“ Wirtschaftsanwalt. Thomas Bach, Team-Olympiasieger im Fechten aus Tauberbischofsheim. Wer mehr über die Machenschaften, Verflechtungen, Vertuschungen und Manipulationen im Hintergrund seines Werdeganges erfahren möchte, der wird begeistert und entsetzt zugleich sein von der detailreichen Aufarbeitung des sporthistorischen und brandaktuellen Stoffes. Nicht nur Industriekapitäne, Diktatoren und Parteibonzen bevölkern die Bühne auch Scheichs sind als Königsmacher bei der Wahl Bachs im Spiel. „Russland übernimmt den Weltsport“ lautet eine der Überschriften.
So ist das doch überall, könnte man resümieren. Aber es geht um Sport, um jenen Bereich, der sich Fairness, integre Spielregeln und Chancengleichheit auf die Fahnen geschrieben hat.
Was wird gerade ausgebrütet, während die Gesellschaft von den wirksamsten globalen Ablenkungsmanövern in Bann gezogen wird? Einer spannenden Fußball-EM wird fast nahtlos Olympia in Paris folgen.
Nach Sotschi 2014 wurde die Krim annektiert, nach den Spielen von Peking erfolgte der russische Überfall auf die Ukraine.
Dem Sport selbst droht ein, vergleichsweise harmloses, aber in den Auswirkungen bedenkliches Szenario.: Das IOC arbeitet daran, die internationale Antidoping-Hoheit in den eigenen Kontroll- und Gestaltungsbereich zurückzuholen. Der internationale Sportgerichtshof, die CAS steht bereits unter seinem Einfluss.
Es war ein Quantensprung, die WADA, als autarke weltweite Antidopingagentur zu etablieren. Sie kann und muss unabhängig von Sportverbänden, Sportpolitik und Politik arbeiten. Gewaltentrennung! Endlich ist eine außenstehende, wenn auch notorisch unterdotierte Behörde, am Werk.
Das IOC möchte wieder zurück zur totalen Kontrolle, und auch noch dieses mächtige sportpolitische Instrument in der Hand halten. Aus Sicht eines Fechters, der Kämpfe mit ergebnisoffenem Ausgang vermeiden will, ist das verlockend. Für den Sport wäre es ein Schritt zurück ins sportkulturell-feudale Mittelalter. Das Buch liefert die warnenden Hintergründe und Zusammenhänge dazu.