EM-Splitter
Aus deutsch-österreichischer Sicht ist zwar die Luft draußen aus der Fußball-EM, trotzdem passieren ein paar bemerkenswerte Dinge. Geteiltes Leid ist halbes Leid! Darauf wird in der laufenden Urlaubszeit in unterschiedlichsten internationalen Destinationen angestoßen werden. Beide Nationen sind mit richtig gutem Fußball, als „eigentlich stärkeres Team“ unglücklich ausgeschieden. Wenn uns schon nichts so sehr trennt, wie die gemeinsame Sprache, so ist – unabhängig davon, wer am Sonntag Europameister werden wird – im Stillen ein kleinster gemeinsamer fußballerischer und freundschaftlicher Nenner gewachsen.
Jetzt stehen die Engländer sogar im Finale, wer hätte das, nach den sehr bescheidenen, und von Experten-Spott und Hohn aus der Inselheimat begleiteten Auftritten erwartet? Der Markt- und Selbstwert der Eigenbauspieler Englands dürfte damit wieder richtig nach oben ziehen. Vor Kurzem noch boten die Three-Lions den Eindruck einer orientierungslosen Truppe von überbezahlten Premier-League-Quoten-Inländern. Ohne ihre, im Routinebetrieb gewohnten ausländischen Spielgestalter, wirkte das Heimatland des Fußballs ziemlich verloren. Doch bevor sich Chris Normans und Suzi Quatros „Stumblin in“ als neue englische Fußballhymne etablieren konnten, erfolgte der überraschende Befreiungsschlag im Halbfinale. Mit einem Mal scheint nichts mehr unmöglich, auch nicht der zweite große Titel nach Wembley 1966.
Die großen globalen Sportinstitutionen, wie IOC, FIFA oder auch UEFA liefern seit Jahren viele gute Gründe, sie kritisch zu beobachten und zu kommentieren. Wie Google, Amazone oder Apple nützen sie ihre Macht, um für sich Sonderrechte und Ausnahmen von gesellschaftlich bedeutenden Ordnungsrahmen und (Steuer-)Regeln zu erreichen.
Aber manchmal gibt es auch positive Überraschungen.: Respekt vor dem Mut der Disziplinarkammer der UEFA, die nicht vor der Empörung der fanatischen Fans und Staatenlenker zurückgeschreckte, als es darum ging, eine Sperre gegen den türkischen Doppeltorschützen Merih Demiral auszusprechen. Das war unerwartet, wenn man sich vor Augen hält, wie in anderen heiklen Fällen des internationalen Sports herumgetrickst und -geeiert wird. Hart und schade für ein enorm starkes türkisches Team. Das Fehlverhalten lag allerdings nicht bei der UEFA sondern beim Sportler. Es hat dem Sport und dem Fußball gutgetan, trotz aller zu erwartenden diplomatischen Verwicklungen und Instrumentalisierungen seine Regeln konsequent einzuhalten, und sie damit aktiv zu schützen.