C’etait merveilleux!
Es gibt jede Menge Gründe, um von großartigen Olympischen Spielen in Paris zu sprechen und auch jede Menge Einflussgrößen und Menschen, die dazu beigetragen haben. Der Versuch, eine auch nur annähernd hinreichende Erklärung zu liefern, übersteigt den Umfang der Adlerperspektiven und die Möglichkeiten des Autors gleichermaßen deutlich.
Als Olympionike mit mehrschichtig-einschlägigem sportlichen Erfahrungshintergrund lockt einmal mehr der Ausweg einer subjektiven Perspektive und Einordung. Leider blieb im speziellen Fall das Miterleben der magisch anwachsenden Olympia-Stimmung vor Ort unerwartet auf der Strecke. Das Coronavirus ließ meine Reise im letzten Moment platzen.
So dominant Fußball und Tennis übers Jahr auch sind, Olympia in Paris relativierte und veränderte das Seherverhalten mit Charme und bunter sportlicher Vielfalt auf magischem Niveau. Was für eine wohltuende Abwechslung, das Panoptikum an unvorstellbaren und auch (für uns) exotischen Disziplinen zu entdecken und zu bestaunen. Tischtennis, Leichtathletik, Turnen, Surfen, Klettern, Mountainbike, Wasserspringen usw. Der 41-jährige Kubaner Miljain Lopez, der zum fünften Mal Olympiasieger im Ringen wird und danach seine Schuhe auf die Matte stellt, hat mich mindestens so sehr beeindruckt wie Novak Djokovic mit seiner epischen Goldenen.
Zweifache Salti mit dem Fahrrad im BMX-Freestyle Park, Schraubensalti auf dem Schwebebalken, der schmäler sind als ein Sprungski, sich aber in 120cm Höhe befindet. Badmingtonbälle die auf über 400km/h beschleunigen und trotzdem retourniert werden… „Wie kann man so etwas lernen und unter höchstem Konkurrenzdruck auf die Reihe bringen?“
Nicht lange blieb die Dynamik des Geschehens an der verregneten Eröffnung auf der Seine und unterkühlten Sportlerinnen und Sportlern hängen. Das olympische Schiff und vor allem das Publikum nahmen Fahrt auf. Eine Nation und eine Stadt verschenkte und versprühte ihren einmaligen Charme und ansteckende Begeisterung an alle TeilnehmerInnen. Anders als bei vergangenen Spielen werden nach 2024 nicht mannigfache Umweltvergehen und verwaiste Sportstätten übrigbleiben, sondern u.a. die Erinnerung an den ambitionierten Kampf um die Schwimmbewerbe und die Wasserqualität in der Seine. Was für ein starkes Zeichen für das Bemühen um die notwendige Renaturierung der Flüsse. In vielen Städten, wie Zürich oder München schon an der Tagesordnung, entstehen durch das ambitionierte olympische-Beispiel auch Wien und Berlin „Schwimm-Bewegungen“. Neben der rot-weiß-roten Medaillenbilanz freut das den Flussbotschafter im olympischen Veteranen ganz besonders.