Trondheim liegt direkt am Meer, das Wetter spielt alle Stücke, dort am Anlegeplatz der Hurtigruten-Dampfer. Auch während der nordischen WM peitschte ein rauer Wind über die See bis ins Landesinnere der Skination Norwegen. Auf Schanzen und Loipen hatten die TeilnehmerInnen damit zu kämpfen. Besonders hoch gingen die Wogen am Abschlusswochenende im Sprungstadion.
Für mich war das rigorose Durchgreifen der FIS eine Überraschung. Man crasht nicht so ohne weiteres eine Party zu Füßen der skibegeisterten Königsfamilie. Ein in Windeseile verbreitetes „Agentenvideo“ mit manipulierenden Norwegern macht die Runde. Eine Allianz der Mutigen (AUT, SLO, POL) protestierte rechtzeitig und offiziell, hinter den Kulissen und zwischen den Durchgängen kommt zusätzlicher Druck seitens der TV-Experten wie z.B. Martin Schmitt.
Die Disqualifikation aller norwegischen Skispringer verhagelt eine sportlich irrwitzig erfolgreiche und bis dahin medaillen- und stimmungsmäßig aus allen Nähten platzende Heim-WM der Wikinger.
Am Ende stehen ein viral gegangenes Video, ein aufgedeckter spektakulärer Sportbetrug, eine aberkannte Silbermedaille, ein gekündigter Cheftrainer, ein abgesprungener Sponsor und endlich auch eine Entschuldigung der Norges.
Jede Großveranstaltung hinterlässt Spuren und manchmal Katerstimmung. Selten aber liegen so viele Scherben herum wie derzeit in Trondheim. Gibt es Lehren aus dem Dilemma?
Kein Sieg, keine Nation, kein Star ist wichtiger als die Spielregeln.
Spielregeln, nicht nur im Sport, müssen eingehalten, und mit viel Kraft geschützt werden. Sie sind im Anlassfall auch immer wieder zu verfeinern. Und zwar nicht nur von außenstehenden Schiedsrichtern, sondern von den Aktiven und Betreuern selbst. Fairness ist der Kern der Sportsache, der dem Ganzen einen Sinn über die Grenzen der Stadien hinaus verleiht.
„Der Mann, der nicht verlieren kann“, ist ein Buch über den aktuellen amerikanischen Präsidenten, als Golfspieler und Unternehmer. Rick Reilly, ein anerkannter Journalist, führt auf 270 Seiten vor, „warum man Trump erst versteht, wenn man mit ihm Golfen geht“.
Im auffrisierten Golfwägelchen fährt er seinen Mitspielern davon, lässt sich von seiner Entourage die eigenen Bälle besser legen und kickt gute Bälle seiner Gegner in den Bunker. „Er betrügt, ganz egal, ob man ihm dabei zusieht oder nicht.“ Spielregeln sind gut, aber nur für die anderen. Das macht sie berechenbar.
Gerade rumpelt der Deal Maker über unseren Planeten. Falls er auf dem Weg nach Grönland in Trondheim vorbeikommen sollte und die Geschichte der Skispringer hört, wird er sie nicht verstehen…