Andi Widhölzl hat es auf den Punkt gebracht: „Schön, dass auch noch etwas übrig geblieben ist für die nächsten Jahre.“
Der Kehraus in Slowenien brachte Skisport vom Allerfeinsten.
Dieses Wintersportfinale mitten im europäischen Frühlingsbeginn ist ein Highlight und würdiger Saisonabschluss, der erfunden werden müsste, wenn er nicht schon über Jahrzehnte gewachsen und veredelt worden wäre.
Heuer lief alles noch um eine Nuance flüssiger und spektakulärer. Vielleicht auch, weil die FIS, nach dem norwegischen Anzugskandal und den Endlosdiskussionen, verspielten Kredit gutzumachen hatte. Faktisch jeder Tag brachte neue Highlights, der Wind spielte mit und der Sturzteufel hatte sich in die Karawanken zurückgezogen.
Man ließ es laufen, es ging in die Vollen in Planica!
Verklärte Gesichter überall, die persönlichen Rekorde purzelten. Daniel Tschofenig, jenseits des Wurzenpasses, wenige Kilometer entfernt aufgewachsen, nutzte den relativen Heimvorteil. Er sagte befreit Danke zu den verschenkten Punkten von Hörl in Lahti und bekam die zweite und symmetrische Luft unter die Latten.
Auch die Sprungrichter gerieten zusehends in Stimmung. Sie erkannten, dass es Flüge gibt, bei denen stilistisch einfach nichts mehr abzuziehen ist und ließen Fünfe grad sein. Mit 5 X 20 kürten sie Tschofe zum Weltcup-Gesamtsieger, und das punktgenau an dessen Geburtstag!
Zum ekstatischen Volksfest und zu staunend offenen Mündern in Planica braucht es allerding noch mehr. Den Stoff dazu lieferten die spät, aber umso unwiderstehlicher erwachten slowenischen Überflieger und die offensive Anlaufwahl der Jury.
Den Weltrekord von 254,5m, eigentlich eine Mission impossible auf der „Letalnica“, zauberte der Mann mit der unmöglichen Flugkurve, Domen Prevc, aus dem Hut. Er entthronte Stefan Kraft als Weltrekordhalter und holte die Bestmarke von Vikersund wieder zurück nach Planica. Seine Schwester Nika hatte der Norwegerin Silje Opseth zwei Wochen zuvor mit 236,0m den Weltrekord abgenommen. Neben dem guten Ruf ging Norwegen in dieser Saison allerhand verloren.
Der Blick auf die losgelöste Stimmung und Rekordflut beim Finale wird wohl manchen geschulten Anzug-Beobachter aus dem hohen Norden nachdenklich gestimmt haben. Was dort durchgegangen ist, hätte vor Kurzem noch für helle Aufregung gesorgt. Aber so läuft es eben, wenn der Kehraus richtig in Schwung kommt…
Während sich die Alpinracer in aufwendige Materialtests begeben, machen die Flieger Pause. Das Trainerkarussell aber läuft an. Die spannendsten Fragen sind, wer in Norwegen landen wird und in welcher Form die Wikinger zurückkehren werden?