Toni Innauer

Sepp Straka AUT

Als ZDF-Skisprungexperte musste ich – etwa bei den olympischen Spielen 2022 in Peking – zu nachtschlafender Zeit über Sport berichten. Die Übertragung sollte schließlich zur Hauptsendezeit in Amerika! (first!) und halbwegs passend auch in Europa ankommen. Umgekehrt wird traditionell weniger Rücksicht auf europäische Sehergewohnheiten genommen.

 

In die 60er und 70er-Jahre lümmelten wir „Boomer“ um vier Uhr früh im Pyjama neben dem Vater auf dem Sofa und erschauerten bei Boxkämpfen Muhammad Ali gegen „Smoking Joe“ Frazier. 1972 sah ich Yukio Kasaya vor zwei weiteren Japanern, Konno und Aochi, auf der olympischen Normalschanze in Sapporo triumphieren. Yukio blieb für immer mein Idol!

Mein Bruder ist zum Skispringen nicht aufgestanden. Für ihn war es viel wichtiger, noch vor der ersten „Schülerfahrt“ mit der Seilbahn um halb acht, bei Skirennen am Schwarz-Weiß-Gerät mitzufiebern. Und es trübte die Hauptschüler-Euphorie doch ordentlich, als Annemarie Pröll zweimal von Marie-Therese Nadig aus der Schweiz geputzt und auch noch Bernhard Russi Olympiasieger wurde.

Es war die späte Erfüllung von Kindheitsträumen, alle oben Genannten, bis auf Frazier, später auch privat kennen und schätzen lernen zu dürfen.

 

Ich gestehe, heutzutage nicht mehr zu Unzeiten aufzustehen, um Sportveranstaltungen live zu sehen. Mein geregelter Schlaf ist mir wichtiger geworden, sodass ich mich kürzlich beim Champions League-Halbfinale Barcelona gegen Inter Mailand, bei 3:3 und vor der Verlängerung, in Richtung Matratze verabschiedet hatte. Schließlich kann man das Resultat und die entscheidenden Spielzüge am nächsten Tag jederzeit nachsehen…

 

Wie viele ÖsterreicherInnen kam ich aber am letzten Sonntag, beim Finale des Profigolfturniers in Philadelphia – und ganz gegen meine Gewohnheiten – nicht mehr weg von der Live-Übertragung. Kurz nach Mitternacht CET endete das Duell der europäischen Bären Shane Lowry gegen Straka mit einem Sieg des Austro Amerikaners aus Wien. Dabei war sogar der Blick auf das PGA Leaderboard aufregend. Unter all den amerikanischen und verstreuten sonstigen Flaggen, die österreichische herausleuchten und ganz frech und stetig nach vorne wandern zu sehen, das hatte schon etwas…!

 

Mittlerweile ist Straka Golfmillionär, Top-Ten der Weltrangliste. Die Alpenrepublik hat nach Dominik Thiem wieder einen sympathischen und unaufgeregten Weltstar in einer der großen globalen Einzelsportarten.

Und mit ein bisschen Glück schlägt Big-Sepp sogar beim Austrian Alpine Open im Golfclub Altentann vom 29. Mai bis 1. Juni in Salzburg ab.

 

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