Toni Innauer

Die Magie des Publikums …

Die Magie des Publikums …

Foto: Toni Innauer privat

 


… ist Ihrem Autor als Sportler, als Trainer und Lehrer, als Vortragender und seit 6 Jahren als Mitveranstalter von Kammermusik-Konzerten im Stift Stams bestens bekannt. Er ist u.a. vor 80.000, seinerzeit noch fachkundigen norwegischen Fans, am Holmenkollen Letzter geworden und hat vor 60.000 am Bergisel eine olympische Goldmedaille verspielt. Unvergesslichen Erlebnissen, als einer mitten unter den Fans, wie beim 80er-Eishockeyklassiker USA gegen UDSSR, stehen neben der exklusiven Erfahrung in Lillehammer 1994 – am späten Abend vor dem 50km Langlauf – von zehntausend wild campierenden „Wikingern“ lauthals über der Original-Rennstrecke gepuscht zu werden…

 

Es sind die Zuseher, die öffentliche Darbietungen und Leistungen erst zum vollen Glanz bringen und adeln. Ohne Publikum und unter Wegfall der vielfältigen, oft ganz subtilen aber umso wirkungsvolleren Wechselwirkungen zwischen Zusehern und Akteuren fehlt der große emotionale Zauber.

Erfahrene Profis, egal aus welchem Genre, bleiben ohne Publikum oft unter ihrem Top-Niveau. Dem Routinier fehlt jener spezielle Kitzel, der einen unerfahrenen „Trainingsweltmeister“ noch aus der Bahn wirft. Der talentierte Frischling muss erst lernen mit den aufputschenden Botenstoffen des Lampenfiebers umzugehen und zahlt einiges an Lehrgeld, bis er zum reifen Publikumsspieler wird.

Ohne die eigenen Fans im Rücken gibt es keinen wirklichen Heimvorteil,  andererseits aber doch Spezialisten, die speziell bei feindlich gegen sich gestimmten Fans, unbeirrt in die persönlich optimale Leistungszone finden. Der unlängst auf Sport+ wiederholte Daviscup-Halbfinalschlager Horst Skoff gegen Michael Chang (1990) war ein Paradebeispiel dieses Phänomens. Der 18jährige Amerikaner ließ sich weder von einem Zweisatzrückstand noch vom extrem patriotischen Publikum im Ernst Happel Stadion aus seiner Konzentration bringen und sicherte den USA im fünften Satz den Aufstieg ins Finale.

 

Die letzten Wochen haben gezeigt, wie schal selbst hochkarätige Spiele ohne die kultische Begeisterung und tief empfundene Verzweiflung echter Anhänger rüber kommen und wie schnell die professionell gespielte Aufgeregtheit der Medienprofis im sterilen publikumsfreien Raum gekünstelt wirken kann.

Hoffentlich erkennen manche Veranstalter mit Beendigung der Zuseher-Abstinenz, dass voll aufgedrehte Lautsprecher und „ballermannsche Publikumslenkung“ die äußerst erfreuliche Anwesenheit echter Menschen plump überdröhnen und einen Event-Einheitsbrei fabrizieren, der nach kreativeren und würdigeren Konzepten und Alternativen schreit.

 

Ihr Toni Innauer

 

 

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