Toni Innauer

Ist Sport mehr als ein Spezialfall für Zuwanderung?

Junuzovic, Arnautovic, Alaba oder Dragovic;
Marcel Koller würde ungern auf einen unserer Stars verzichten, wenn die aktuelle Nummer 11 der Weltrangliste gegen andere Nationalteams antritt. Beim jeweiligen Gegner der Österreicher ist die Gefühlslage vergleichbar: Schweden ohne Zlatan, Fußball-Frankreich ohne Zidane und seinen farbigen Stars wäre nicht Weltmeister geworden. Zugezogene haben Bleibendes für das Identitätsgefühl der Grand Nation geleistet. Erhält der Sport seine hinterfragbare Rolle als Idealmodell einer Gesellschaft ausgerechnet vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Integrationsthematik zurück?

 

Fußball, besonders auch der österreichische, liefert Belege geglückter Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Sind es allein die verlockenden sozialen Aufstiegsmöglichkeiten die den Sport zum „schnellen Brüter“ von Integration für motorisch Talentierte werden lassen?

Ist Sport nur ein bildungsferner und auffälliger Spezialfall oder liefert er auch brauchbare systematische Hinweise und Orientierung in der – nach der ersten Flüchtlings-Willkommenseuphorie – spürbaren Verunsicherung? Warum gelingt es dem Sport, inmitten seiner Doping- und Korruptionsskandale, in diesem Zusammenhang so positiv vor den Vorhang zu treten und viele rassistische Ausrutscher dahinter verschwinden zu lassen?

Nicht nur Attraktivität und soziale Aufstiegsmöglichkeiten, vor allem die Grundwerte und Vereinbarungen innerhalb des Sports sind bedeutende Integrationshelfer: Im Spitzensport zählen zum einen Engagement, Leistung und Loyalität als Kernkriterien für die Eingliederung und Karrierechancen von Neulingen. Zweitens schaffen verbindliche Spielregeln Orientierung und Klarheit für alle Beteiligten. Innerhalb der Grenzen der sportlichen Eigenwelt wird von jedem, der dazu gehören und mitspielen will, ganz selbstverständlich und unabhängig von seinem Leistungsniveau folgendes erwartet: Die jeweiligen Regeln zu kennen, sie ungeachtet der eigenen ethnischen, kulturellen oder religiösen Herkunft zu respektieren und sich für deren Umsetzung einzusetzen.

Die Sportwelt mit ihren Regularien bietet im Gegenzug Schutz vor Willkür und das Recht auf faire Behandlung und Chancen auf Anerkennung und Zugehörigkeit.
Zumindest drei übertragbare Botschaften liefert der Sport mit seinem Selbstverständnis:

  1. Integration ist kein Selbstläufer, kann aber bereichernd für alle Beteiligten sein.
    2. Die Akzeptanz der geltenden Spielregeln ist zum Schutz der eigenen Kultur und
    Rechtssicherheit allen Neuankömmlingen ganz selbstverständlich
    abzuverlangen.
    3. Auch David Alaba und Co sind „Zuwanderer der zweiten Generation“. Die Prozesse
    werden Zeit und Geduld brauchen!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

20 − zwei =