Toni Innauer

Sport-Oscars sind nett aber unwichtig!

Sport-Oscars sind nett aber unwichtig!

Jährlich wird die Filmwelt vor der Vergabe der Oscars nach allen Regeln der Kunst in hysterische Aufregung versetzt und rund um den Globus wird der Vergabe entgegen gefiebert. Erfolg an der Kinokasse, Anerkennung der Kollegenschaft und großartige künstlerische Darbietungen sind notwendige aber längst keine hinreichenden Voraussetzungen für einen Oscar. Die Zuerkennung unterliegt seltsamen Gesetzen. Eine zu dunkle Hautfarbe z.B. lässt seit Jahrzehnten die Chancen auf die Goldfigur, ungeachtet der dargebotenen Leistung, gegen Null sinken.
Künstler beneiden Sportler vor allem um eines: um die Objektivität der Bewertungskriterien von Leistung und Erfolg im Sport, im Vergleich zur offensichtlichen Willkür und Unberechenbarkeit in ihrem eigenen Metier.

„Leistung ist alles, was als Kriterium zur Erstellung einer zufallsunabhängigen Rangordnung dienen kann.“ Diesen Gedanken formulierte Karl Adam, der legendäre deutsche Rudertrainer und einer der seltenen wirklich originellen Denker im Sport. Er umreißt damit das geistige Fundament des Spitzensports. Leistung lässt sich, innerhalb eines objektiven Regelsystems im Vergleich mit anderen und im Vergleich mit sich selbst messen und dementsprechend gerecht belohnen. Sauberer Sport verwirklicht genau dieses Prinzip und unterscheidet sich dadurch wohltuend von vielen anderen Erfolgswelten. Unter dem Strich entsteht im Sport durch mehr oder wenig sauber messbare Leistung eine Reihung: Medaillenränge, Weltcuppunkte oder Welt- und Geldranglisten ergeben sich direkt daraus. Sportler und Sportlerinnen haben ihr Schicksal selbst in der Hand, „was es wiegt, das hat’s!“.

Der berühmt gewordene O,1 Punkte Vorsprung des Skispringers Morgenstern vor seinem Teamkollegen Kofler mag als eine Ausnahme von dieser Regel gelten. O,1 Punkte können im Skispringen nicht gemessen werden, haben 2006 aber trotzdem zwischen Olympischem Gold und Silber entschieden. Dahinter verbirgt sich aber auch keine subjektive Willkür sondern „Scheingenauigkeit“.

Internationale Sport-Awards wie „Laureus“ oder „Weltfußballer“ steigen offensichtlich in ihre Bedeutung und werden immer spektakulärer inszeniert.
Der Sport, der etwas auf sich und seine Alleinstellungsmerkmale hält, ist trotzdem gut beraten, den Herrschaften in Hollywood nicht zu fasziniert nachzueifern. Der Sport hat seine eigene harte Währung in Titeln und Medaillen, die nicht durch Glanz, Glamour, Lobbyismus und unvermeidliche Beliebigkeit unterwandert werden sollte. Eine Beliebtheitswahl darf, unabhängig von der beeindruckenden Inszenierung, getrost und weiterhin als Nebengeräusch identifiziert werden.

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