Toni Innauer

Frühlingszeit ist Transferzeit

 

 

… im Wintersport. Trainer und Betreuer treten „im richtigen Moment“ zurück, andere Verträge werden nicht mehr verlängert. Manche nehmen neue Herausforderungen mit frischen Athleten an. „Die Karten werden neu gemischt“, Hoffnungen auf eine neue Zeitrechnung, auf neue Konstellationen und inspirierende Zusammenarbeiten blühen auf.

Einige wenige, wie Werner Schuster, Matthias Berthold, seinerzeit Alex Pointner oder Alex Stöckl in Norwegen haben es geschafft, Jahr für Jahr neue Anreize, Ansätze, Ideen und Entwicklungsräume aufzuspannen, um zu verhindern, dass sich öde Routine, Widerstände, Stillstand oder Überdruss breitmachten. Man braucht viel Phantasie, besondere kommunikative Fähigkeiten, aber vor allem Zuversicht und letztlich natürlich Erfolg, um die Stimmung über Jahre oben halten zu können. Alle Beteiligten wollen das Beste, werfen ihr Wissen, Willenskraft und Hoffnungen in die Arbeit, und trotzdem kann man irgendwann aneinander vorbei agieren, schleichend verabschieden sich Energie, Anstrengungsbereitschaft,  Zuversicht, Glück und Erfolg, dann heißt es: „Neue Besen kehren gut!, „ein frischer Wind könnte nicht schaden…“.

Fachwissen und Erfahrung sind wichtig aber nicht alles. Es gibt da auch einen Raum des Nicht-Steuerbaren in Lernprozessen, einiges ist mit linearem Denken und Messen nicht einzufangen und vorauszusehen. Der gemeinsame Weg von Trainer und Sportler ist immer einzigartig, nicht nur kompliziert, sondern hochkomplex und vielschichtig. Wie im Verhältnis Lehrer-Schüler, Arzt-Patient oder Therapeut-Klient entsteht eine nie ganz planbare Eigendynamik. Es kann nicht von oben nach unten vermittelt, doziert, gestaltet oder gecoacht werden, wenn es um das Entdecken von individuell optimale Lösungen geht. Man weiß nie genau, was bei bestimmten Interventionen herauskommt und muss die Erfahrungen und Reaktionen genau beobachten. Lern- und Entwicklungsprozessen muss – wie dem Leben – Platz zur Selbstregulation und Eigenerfahrung gegeben werden. Vieles entfaltet sich in überraschende Richtungen und in individuellem Tempo. Gute Trainer ahnen Entwicklungsmöglichkeiten mit viel gestalterischer Vision voraus. Es braucht Methodik und Fachwissen, aber auch Zuversicht und Geduld, um gemeinsam mit den Schützlingen auf die ersehnten Entwicklungsschritte zu warten. Gute Coaches haben schon das besseres Bild des Sportlers und rechnen mit vorübergehender Verunsicherung als Teil des Spiels. „Vorausschauende Anerkennung“ nennt die Philosophin Natalie Knapp diese Haltung, in der ein „nichtlineares Nichtgleichgewicht“ auszuhalten ist, bis sich Fortschritte und neue Qualitäten zeigen.

 

Ihr Toni Innauer

 

 

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