Foto: Innauer privat / Frischauf
Das Bild vom Profisport als Testlabor für später serien- und alltagstaugliche Produkte und Methoden hat in vieler Hinsicht seine Berechtigung. Der Bogen der Beispiele spannt sich von Innovationen bei Bekleidung, Materialtechnologie über Trainingsmethoden, Psychologie, neue Operations- und Rehabilitationsmethoden bis hin zur Ernährung.
Die mehr als überfällige Diskussion zu den massiven gesundheitlichen Folgen in Zusammenhang mit dem viel zu hohen Zuckerkonsum vor Augen, macht einmal mehr klar, wie weit manche sportlichen Vordenker ihrer Zeit voraus waren. Dieser Tage erscheint ein Buch über Baldur Preiml „Befreit von Sieg und Niederlage, der andere Weg des Ikarus“. Gemeinsam mit „Ernährungspapst“ Willi Dungl hat Preiml seine Skispringer schon in den 70er-Jahren erfolgreich auf „Körndlfutter“ und zuckerfreie Kost umgestellt. Als Andenken an diese Zeit ist in unserem Haushalt noch immer eine Salzburger Getreidemühle im Einsatz. Unser Trainer wusste nicht nur, dass raffinierter Zucker und Auszugsmehl dem menschlichen Körper schaden, er hatte auch die Zivilcourage und Konsequenz, ein Werbeangebot für einen sogenannten „Sportzucker“ für sein Springerteam abzulehnen. In einer Zeit, als der ÖSV noch um jeden Schilling froh sein musste, war das ein sehr mutiges Statement.
Mittlerweile stehen wir nicht nur in den USA, sondern überall, vor den unübersehbaren Folgen der gesellschaftlichen Überdosierung mit Zucker, grassierendem Bewegungsmangel kombiniert mit psychologisch verbrämter Fehl- und Unterinformation des Konsumenten und immer noch zu wenig gesunden Alternativen im Warenangebot. Ähnlich wie bei anderen komplexen Herausforderungen weiß die Wissenschaft, wohin der Weg gehen sollte, welche Veränderungen kommen müssen. Aber die Macht der Gewohnheit und der Lobbys, der Sog der Gesellschaft und die Trägheit des Marktes sind noch zu stark. Es fehlen die Vorgaben und Lenkungsmaßnahmen der Politik, der Leidensdruck ist bei 50% Übergewichtigen bei den über 15-Jährigen offenbar immer noch nicht groß genug…
Noch viel stärker als vor 40 Jahren ist der Spitzensport Bestandteil und Big-Player in einem Wirtschaftskosmos mit eigenen Spielregeln aus denen sich keiner auszuscheren traut. Oder doch? War es der Beginn einer neuen Zeitrechnung, als der portugiesische Weltfußballer die berühmteste zuckerhältige Limo medienwirksam vom Interviewtisch stellte und „Aqua!“ sagte?
Zwischen Preimls und Christiano Ronaldos Statements liegen Jahrzehnte, inhaltlich sind sie jedenfalls revolutionär und auf einer Linie.
Ihr Toni Innauer
Vielen Dank für diesen Artikel!
Während ich diesen Artikel gelesen habe, habe ich eine Nektarine gegessen.
Sie war aus dem Garten einer Bekannten meiner Schwiegereltern.
Extrem süß und hat super geschmeckt.
Obst, das wir hier bekommen, wird oft unreif geerntet und muss später nachreifen. Dadurch kann es den natürlichen Geschmack nicht entwickeln.
Ich glaube (das glaube ich und habe es nicht wissenschaftlich nachgeprüft), dass wir Menschen dem Geschmack der reifen Früchte hinterherlaufen und im Zucker einen Ersatz gefunden haben.
Wenn es wieder wirklich reife Früchte in unseren Obstregalen gibt, wird der Zuckerkonsum weniger werden.