Toni Innauer

Nieder mit dem König, es lebe der König!

 

 

Der Hermann hat dem Marcel zum 54 Weltcupsieg gratuliert. Dass er bei der Gelegenheit an die außergewöhnlich schwierigen Rahmenbedingungen seiner Karriere erinnerte, empört mich keine Sekunde. Was soll daran verwerflich sein, wenn Maier eine kleine, wie ich meine keinesfalls untergriffige, Erinnerungshilfe mitliefert?

Es gibt den feinen Unterschied zwischen dem Schmälern einer Leistung und dem Relativieren der Aussagekraft eines Vergleiches. Und den hätte der aktive Maier vermutlich noch nicht erkennen können. Als gereifter, zurückgelehnter Sportheld hat er es aber geschafft. Was soll die künstliche Empörung? Mit Unterwürfigkeit wäre aus dem Hermann nie der Herminator geworden. Einmal Sportler, immer Sportler!

Auch für Henrik Kristoffersen und seine authentische Art breche in diesem Sinne eine Lanze. Sein Ärger im Ziel ist echte und unverfälschte Emotion. Das ist das Salz in einer Sportsuppe, deren Geschmack schon von zu vielen vorgefertigten und künstlichen Gesten dominiert wird. Was soll an ehrlichen ungeheuchelten Gefühlen schlecht sein? Nach einer halben Stunde sind sie reguliert und es bleibt Zeit für ein überlegtes Interview.

Andererseits, was wäre Sport ohne die zwangsläufig ungerechten Vergleiche über die Generationen hinweg? Wann wird denn Stenmarks Allzeitrekord von 86 Siegen fallen?

Ingemar hatte seinen Südtiroler Trainer Hermann Nogler und vier Paar Ski pro Winter. Wie hausbacken im Vergleich zur ÖSV-Maschinerie rund um den grandiosen Hirscher. Weil der Schwede immer schon lieber gewonnen als geredet hat, ist er dem Vergleichsthema wie einst den Slalomstangen elegant ausgewichen. „Hirscher hätte mich besiegt!“ ließ er wissen, ohne auf die Frage nach dem Warum einzugehen und hat damit seine geliebte Ruhe. Zweifel daran sind nicht nur angesichts der Seniorenform des alten Schweden legitim: www.Hoppa högt med Ingemar och Alex!

Bei den Springern hat Kamil Stoch den Tournee-Grandslam geknackt. Nur ein genialer Daniel Tande hat verhindert, dass er auch noch Skiflugweltmeister wurde. Matti Nykänen bleibt daher der bislang einzige Gewinner der „Big5“ aus WM, Tournee, Olympiaeinzelgold, Gesamtweltcup und Skiflug-WM. Falls es dem Mann aus Jyväskylä nicht einfallen sollte oder mittlerweile egal ist, eine kleine Erinnerungshilfe: „Du warst auch noch Weltrekordhalter, Matti! Der Wunschtraum jedes Skispringers gehört zu deiner überirdischen Bilanz!“ So wird aus den Big5 der 6pack, und den Nachfolgern bleibt noch länger was zum Knabbern und zum Staunen.

 

Ihr Toni Innauer

 

Die Kolumne ist am 03.02.2018 in der Tiroler Tageszeitung und in den Vorarlberger Nachrichten erschienen!

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