Toni Innauer

Vorteil für den Roten Baron

Vorteil für den Roten Baron

Foto: Rainer Friedl bzw. Innauer + (f)acts

 

 

Es gibt außer Franz Beckenbauer wohl kaum eine deutschsprachige Sportpersönlichkeit, die so viel Staub aufgewirbelt hat wie Boris Becker. Am Platz und außerhalb der Arenen.

Im Staub des roten Sandes allerdings war ihm, auch wegen Thomas Muster, kein großer Turniersieg vergönnt. Sein sprichwörtliches Wohnzimmer war Wimbledon, sein Lieblingsbezug nicht Samt sondern der englische Rasen.

„Bum-Bum“ scheint körperlich von vielen harten Profijahren mit strapaziösem Spielstil und einem wenig pfleglichen Übergang in die Sportpension gezeichnet. Aber er ist zurück im Tennis und nicht nur ich finde, dass er den Sport, sein offensichtlich immer noch geliebtes Spiel, durch überraschende Aspekte seiner schillernden Persönlichkeit absolut bereichert.

 

„Aus dem Nichts“ hatte Novak Djokovic die vom Leben gebeutelte deutsche Legende als Spezialcoach auf seine Bank gesetzt, ihm sein Vertrauen geschenkt und von der Zusammenarbeit profitiert. Nicht nur ihm, sondern vor allem Becker brachte sein seriöses Comeback in seinem ureigenen Milieu viel an Reputation zurück.

Nicht alle waren sich sicher, ob er als TV-Experte eine Bereicherung sein würde.

Mittlerweile darf man das getrost behaupten. Es ist ein vielfältiger Genuss, das ehemalige Wunderkind, den kämpferischen Weltranglistenersten wohlwollend und anspruchsvoll kommentieren und analysieren zu hören. Seine Darbietungen als Eurosport-Experte sind Vermittlung, Übersetzung und Verstärkung der gebotenen sportlichen Leistungen und gelegentlich sogar höchst interessante und amüsante Events für sich. Ein großer Champion mit schauspielerischen Talenten und großen Gesten, der schelmisch über sich lachen kann, ohne dabei seine eigenen Verdienste klein zu reden. Der ehemalig aufbrausende Ehrgeizling punktet mit Charme und einer (besonders für da österreichische Ohr) betont gepflegten Sprache. Mit fein kultivierter Wertschätzung – statt von oben herab – begegnet er seinen  Nachfolgern, die den Sport auf ihre eigene Art weiterleben, sofern sie dabei volles Engagement zeigen.

 

Becker fühlt sich sichtbar wohl im Fokus der Aufmerksamkeit und dem glatten Boden des Fernsehstudios, er scheut weder blumige noch knappe Formulierungen, wenn es darum geht, die wesentlichen Dinge verständlich auf den Punkt zu bringen.

Er bleibt der Service-Volley-Spieler, der es versteht, die Pointen selber zu setzen. Als erfolgreicher Doppelspieler weiß er aber auch, wann es Zeit ist, seine kongenialen Partner und Partnerinnen wie Matthias Stach oder Barbara Schett den finalen Smash zu überlassen.

 

Ihr Toni Innauer

 

 

 

 

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