Ich bin ein Europäer, vor allem beim Rydercup! Skispringen und Golf haben einige Gemeinsamkeiten, z.B. die unerklärlichen Leistungsschwankungen der Akteure. Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman bringt es in Schnelles Denken, langsames Denken (tatsächlich mit Blick auf die beiden Sportarten) auf seine Lieblingsformel:
„Erfolg = Talent + Glück
Großer Erfolg = ein wenig mehr Talent + viel Glück“
Viele Wege führen nach Rom, auch zum Rydercup. Unsere Abordnung schaffte es über den Glückstopf beim Toni Sailer Golf Memorial mit leicht umgewichteter Kahneman-Formel.
Rom = ein wenig Talent + ziemlich viel Glück.
Während der Teambewerb im alpinen Skisport noch vergeblich um Attraktivität ringt, bleibt das kontinentale Golfduell ein ehrwürdiges und gleichzeitig elektrisierendes Sportereignis der Extraklasse. Die spezielle Stimmung auf dem Marco Simone Golfkurs erfasste auch unsere kleine rotweißrote Delegation. Unterschiedlichste Nationen, viele, wie bei der Tour de France in kreativsten nationalen, aber auch kontinentalen Verkleidungen, empfanden sich zunehmend und mit einer erstaunlichen Inbrunst als Europäer. Selbst der Umstand, dass die großen europäischen Länder wie Frankreich, Italien oder Deutschland keinen Golfer ins Team gebracht hatten, änderte nichts daran.
Österreich war mit Sepp Straka unübersehbar vertreten. Am ersten Tag erkämpfte er, Schulter an Schulter mit dem kongenial-wuchtigen Shane Lowry aus Irland, einen Punkt für Europa, gleichzeitig den ersten zählbaren österreichischen Beitrag seit Bestehen dieser Traditionsveranstaltung. Sonntags, als Sepp am sechzehnten Green, direkt vor unseren Augen, einen Chip aus 25 Metern zum Eagle im Loch versenkte, brachen Jubelstürme in unterschiedlichsten Sprachen aus. Fans aus allen möglichen Nationen, sogar deutsche, und über alle Gräben des Brexits hinweg, Briten, klopften uns begeistert auf die Schultern.
USA gegen Europa wirkte vor Ort auf eine unwiderstehliche Art identitätsstiftend, wie einst die Ski-Medaillen von Sailer, Hinterseer, Molterer und Co. für unser zart aufkeimendes Nationalbewusstsein.
30 bis 40tausend Zuseher und Zuseherinnen verteilten sich täglich, wie bei einem überdimensionalen Picknick auf dem Kurs, und zogen ruhig wieder ab. Es war „gechillt“ und gleichzeitig mitreißend. Der Sport und die Spieler standen bei diesem PGA-Event im Mittelpunkt. Der Ton auf den riesigen Leinwänden der VIP-Bereiche wurde ausgeschaltet, solange der Spielertross außen vorbeizog.
Das Konkurrenzunternehmen der PGA, die mit Saudi-Dollars zugeschüttete LIV-Tour dagegen, trommelt mit dem wenig verheißungsvollen Slogan „Golf – nur lauter“.