Toni Innauer

Nachdenken über das eigene Tun und ein Angebot…

Nachdenken über das eigene Tun und ein Angebot…

Foto: Toni Innauer privat

 

 

Nach einigen geduldig  ertragenen, letztlich erholsamen und menschlich bereichernden Quarantänewochen mit Lesen, kleinräumigen Sportübungen, gutem Essen, Gartenarbeit, Kellerräumen und Musizieren hab ich mich beruflich ernsthaft umgeblickt.:

 

Terminkalender…? Leergefegt!

Vom ZDF-Experteneinsatz bei der Skiflug-WM über Frühjahrs-Vorträge, Lesungen, Podiumsdiskussionen bis zu den Sommerterminen alles abgesagt, im besten Fall verschoben auf Herbst oder gleich auf 2021…

Die erste Orientierungsreaktion lässt mich erschaudern und zeigt einen Kahlschlag auf voller Breite. Ich registriere, dass wenig zu erwarten ist an Förderungen.

 

Das löst vielfältige Reflexionen aus:

  1. Was sind wir eigentlich, wir exotischen Vortragenden, Keynote-Speaker, Referenten und Motivatoren aus dem Sport? In Österreich hab ich wohl über Jahrzehnte Pionierarbeit geleistet in diesem Segment, aber zu welcher Berufsgruppe dürfen wir uns zugehörig fühlen…?

Der Lock-Down trifft uns wie die freischaffenden Künstler, mitten ins wirtschaftliche Herz unserer Arbeit. Wir sind keine Künstler, wir ehemaligen Sport-Virtuosen. Sicher sind wir praxiserprobte Leistungs-Exemplare, manche zusätzlich auch Leistungsexperten, vielleicht gehen manche sogar als verbale Kunsthandwerker durch.

Sind wir also wirklich nur eine Schönwetter-Brigade, die nur dann ihre Berechtigung hat, wenn der Wirtschaftsmotor allerorten brummt und man zur Auflockerung einer Firmenfeier einen erfolgreichen Ex-Sportler einfliegen lässt?

 

Ich bin überzeugt, dass die Erfahrenen und Lauteren unter uns gerade jetzt etwas zu sagen haben. Gerade jetzt, wo die Unternehmen und Institutionen wenig zu feiern haben, genau jetzt wenn es darum geht, sich nach einem Schock umzusehen, zu sammeln, nicht aufzugeben, nicht nur auf Unterstützung zu pochen, sondern sich neu zu orientieren, mit kleineren Brötchen wieder auf die Beine zu finden und Initiativen zu starten, haben wir etwas zu bieten.

Viele meiner bitteren Erfahrungen und Brüche in meiner abenteuerlichen Biografie habe ich verflucht und öfter mit dem Schicksal gehadert, als mich beschenkt gefühlt: Die vielen Verletzungen, Abstürze, und Rückschläge als Sportler, schmerzhafte aber lehrreiche persönliche Erfahrungen z.B. die vergeigte Chance auf einen frühen Olympiasieg im eigenen Land, ein jähes Karriereende mit Zweiundzwanzig.

 

Ausgerechnet das viel zu frühe Ende meiner Skispringerkarriere öffnete mir die Tür zur Universität, zu einer tiefen Transformation der Persönlichkeit und bereichernden Ausbildung, ließ mich all die intensiven praktischen Erfahrungen durchleuchten und neu sortieren. Mein späterer Weg als Führungskraft wäre mir ohne diese Weiterentwicklung und Horizonterweiterung sicher bald zu steil geworden.

Die erlebten und bewältigten Krisen und Konflikte im Verantwortungsbereich einer Führungskraft in der aufgeheizten Sport-Öffentlichkeit liefern greifbare Analogien und Parallelen zum Berufsleben.

Resilienz, Zuversicht, Vertrauen in die Wirksamkeit der eigenen Kreativität, Beharrlichkeit und Geduld, heißen einige der wichtigsten Eigenschaften, Lehren und Reaktionen auf Schicksalsschläge und Herausforderungen.

 

 

  1. Wie geht es jetzt weiter?
    Keine Veranstaltungen heißt für meinesgleichen: Bis auf weiteres keine Vorträge, Aufträge und Einnahmen in diesem Segment.

1980 hab ich in Baden-Baden für das „Schellbach-Institut“ meinen ersten Vortrag vor tausend Menschen gehalten. Daraus hat sich ein Nebenberuf und eine freudvolle Berufung entwickelte. Aber in bestimmten Abständen kam wie bei allen Dingen, die man mit vollem Einsatz betreibt, das Gefühl hoch, eine schöpferische Pause einlegen zu müssen. Dann gab es eine selbst verordnete und erholsame Pause von einem halben oder ganzen Jahr.

 

Lock-Down und darauf folgende Wirtschaftsflaute lassen mich nun aus der Not eine Tugend zu machen. Der verlockende Gedanke an die bewährte und erfrischende „Pause von der Öffentlichkeit“ klopfte wieder an.:

Im Herbst 2020 werde ich in alter Frische wieder verfügbar und jetzt schon buchbar sein und bis dahin auf hysterische digitale Experimente verzichten!

 

Nach 30 extremen Jahren im Österreichischen Skiverband stieg ich 2010 – freiwillig und mit vollem persönlichen Risiko – endgültig aus dem Skizirkus aus, mein Leben als Lehrer, Trainer, und Sportdirektor beim Österreichischen Skiverband lag hinter mir. Die Essenz aus 40 spannenden und Jahren des Aufstiegs, Triumphs, aber auch der Tragödien und Brüche ist in Büchern* verarbeitet und bildet den lebendigen Teil des Erlebnishintergrundes meiner Tätigkeit als Referent, Experte, Autor, Unternehmer und StartUp-Gründer.

 

Meine Lebenserfahrung lässt mich fest an die transformierende und inspirierende Kraft von spannend erzählten und psychologisch sauber interpretierten Geschichten glauben. Wir Menschen brauchen ganzheitliche, tief gehende Erzählungen, nicht nur Geschichten von Erfolg und Reichtum. Nein auch jene von den feinen Unterschieden zwischen Leistung, Scheinleistung, Gerechtigkeit, Erfolg und Betrug. Wir brauchen wahrhaftige Beispiele für gute Kooperationen und Spielregeln im kleinen und großen Rahmen. Gerade jetzt sind authentische Beispiele von Fairness und von gegenseitigem Respekt zwischen Konkurrenten im harten Wettbewerb wichtig. Es braucht Vertrauen in die guten Seiten des Menschen und der Gesellschaft, ohne dabei blauäugig und sozialromantisch zu werden.

 

Gesundes Leben und Wirtschaften ist komplex, nicht „entweder – oder“:

Konstruktives Leistungsdenken, Anstrengungsbereitschaft und die Freude am Bewältigen anspruchsvollster Aufgaben, aber auch Rücksichtnahme auf vorübergehend Schwächere, ehrlichere Verteilungsgerechtigkeit und Respekt vor Natur und Mitmenschen.

„Gewinnen mit Augenmaß“ ist das Gebot der Stunde und eine Lehre aus Corona!

Das ideologische und wirtschaftliche Ausspielen von links gegen rechts war durch Corona vorübergehend wohltuend gehemmt.
Auch in der Konsolidierungsphase sollte nicht nur das politische Kleingeld und Hinterher-Besserwissen locken.

Jetzt geht es auch nicht darum, möglichst schnell und mit billigen Abkürzungen als Überflieger abzuheben, sondern sich nach kleinen und größeren Katastrophen zu sammeln, uns wieder zu spüren und aufzurichten, die ersten Schritte zu tun und durchzuatmen und wieder in Kontakt zu kommen mit Sinn, dem eigenen Mut und Gestaltungskraft und der Loyalität der anderen.

 

Corona hat uns vieles gelehrt. Es muss uns aber klar sein, dass sich die Welt deshalb nicht automatisch ändern und verbessern wird. Ein Transfer von positiven Erfahrungen und Erkenntnissen findet nur dann statt, wenn wir dieses Übertragen ganz bewusst anstreben und einüben, immer wieder einfordern und auch verteidigen.

Wie das Wasser gehen unsere Gewohnheiten „im Eifer des Gefechtes“ den Weg des geringsten Widerstandes und so ist bald wieder alles beim Alten, wenn wir nicht wach und energisch dagegen steuern.

 

Mein zehnjähriges Jubiläum als „spätberufener Jungunternehmer“ fiel mitten in den Lock-Down!

Am 1. April waren es exakt zehn Jahre seit meinem Absprung aus der gut bestellten und durchaus erfolgsverwöhnten Position des ÖSV-Sportdirektors in die Selbständigkeit. Mit Abstand betrachtet war es eine tollkühne, aber für mich „lebensnotwendige“ und letztlich erfüllende Entscheidung und Neuausrichtung.

 

Aus ehrlicher innerer Freude hatte ich mir zum 10er- Jubiläum ein Zeichen überlegt.: Nicht nur als symbolische Geste, sondern aus echter Dankbarkeit an meine Auftraggeber und Partner wollte ich – generös und zur 10-Jahres-Feier passend – für das ganze restliche Jahr 2020 auf 10% meiner Vortrags-Honorare verzichten.
Dann kam Corona und ein Überblick über den Buchungsstand zeigte, dass der Impact dieses Ereignisses deutlich mehr als 10% der geplanten Umsätze vernichten wird.

Was also tun? Die Idee verschämt wegpacken und statt dessen versuchen, die Ausfälle zu kompensieren? Es wusste eh noch niemand von meinem Vorhaben…

 

Viele haben echte Probleme, viele von uns müssen wieder auf die Beine kommen, und können dabei vermutlich auch jeden hilfreichen Kick gut brauchen. Denn gemeinsam schaffen wir es leichter! Ausgerechnet in dieser heiklen Phase fehlt das Budget für mentale Flankierungsmaßnahmen…

Daher hab ich meine ursprüngliche Idee nicht verdrängt, sondern ausgebaut. Wie jeder Unternehmer bin auch ich durchaus stolz auf meinen, über viele Jahre erarbeiteten Marktwert als Speaker. Meine Expertise und Leistungen – in Form von Keynote, Kamingespräch oder Podiumsdiskussion – sollen aber gerade im „Wiederaufbau“ leistbar sein.

 

Daher biete ich auf alle meine Formate ab sofort und für alle von 1. April 2020 bis 31.Dezember 2020 abgeschlossenen Veranstaltungen mit meiner Person 30% Kostenreduktion.

 

 

Beim letzten Flug „vor Corona“ blieb mein in ledergebundener Terminkalender in der Maschine von Oslo nach Frankfurt und auf Nimmer-Wiedersehen verschwunden. Seit 1980 war dieses vertraute Planungswerkzeug mein verlässlicher Begleiter. Auf die erste Seite hatte ich folgendes Motto geschrieben:

„Erfolg ist nicht endgültig, Misserfolg ist nicht fatal; was zählt, ist der Mut weiterzumachen.“
                                                                                                                                         Winston Churchil

 

 

Ihr Toni Innauer

 


Bücher – CSV-Verlag:

 

 

 

 

 

One thought on “Nachdenken über das eigene Tun und ein Angebot…

  1. Udo Gennari

    Sehr inspirierender Blog!

    Der Transfer von positiven Erfahrungen und Erkenntnissen aus der COVID-19-Krise kann sicher besser gelingen, wenn man Toni Innauers authentische Erfahrungen passend zu aktuellen Herausforderungen in einem seiner inspirierenden Vorträge hört.

    Freue mich, wenn diese ab Herbst wieder stattfinden und ich hoffentlich die Gelegenheit haben werde, Tone und einen seiner inspirierenden Vorträge wieder einmal live zu erleben!

    Alles Gute Tone!

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