Die große Sportwelt ist im Umbruch, auch der klassische Wintersport wird an den Rand gedrängt.
Erstmals wird die Fußball-WM den traditionellen Saisonstart des Skisports ersticken. Sender, wie das ZDF konnten ihre Crews jahreszeitlich vom Fußball zum Skispringen und zurück pendeln lassen. Plötzlich funktioniert das nicht mehr, wegen der Überlappung der Fußball-WM in Katar z.B. mit den Auftaktveranstaltungen im Skispringen. Also werden die großen Sender die Springen im Frühwinter nur auf öffentlicher Sparflamme „streamen“.
Würden die riesigen Summen nicht so hell blenden, dann würden Beobachter noch kritischer reagieren auf die gierigen Bemühungen, die Topsportarten bis auf den letzten Tropfen Glaubwürdigkeit und Regenerationsfähigkeit auszubeuten.
König Fußball mit seinen unzähligen Ligen, Meisterschaften und Cups, schießt dabei den Vogel ab. Wer, außer den Insidern, kann auf Anhieb sagen, worum es z.B. bei den Matches der Nations-League eigentlich geht, ob es schlimm oder wurscht ist, wenn „wir“ dort ausscheiden?
Zumindest die operettenhaft exklusive „Super-League“ der reichsten Clubs musste eilig zurückrudern, weil die Macher realisierten, dass sie hochnotpeinlich ins Abseits der Fans geraten waren.
Der „Laver-Cup“ der Tennis-Cracks stand ganz im Zeichen des Abschieds von Roger Federer. Sonst hätte man bemerkt, dass manche der Match-Emotionen von Spielern und Betreuerlegenden, sowie der „mitfiebernden“ Teamkollegen gelegentlich gekünstelt wirkten.
Laver-Cup, Davis-Cup, ATP-Finale…! Profis spielen zwar selbst mit submaximalem Einsatz immer noch sehenswert. Am schwersten fällt es aber offensichtlich den ganz großen Namen, nur für Bares ihre Höchstform herauszuquetschen.
Gerade wird auch die traditionelle Golf-Welt mit Geld gespalten. Die „LIV-Tour“ lockt mit Dollar-Dünen aus Saudi-Arabien. Knapp fünfzig Spieler, auch Bernd Wiesberger, haben bereits die Seiten gewechselt. Tourmanager Greg Norman, einst „der große weiße Hai“, konnte den Abtrünnigen den Schmerz des Ausschlusses aus der PGA mit grotesken Startgeldern versilbern.
Fast alle Topleute blieben trotzdem der PGA treu, schließlich ist die Teilnahme an den Majors und am prestigeträchtigen Ryder-Cup damit verknüpft. Donald Trump, Gastgeber der LIV-Turniere in den USA, hat erwartungsgemäß seine eigene Wahrnehmung: „Wir haben hier die weltbesten Golfer!“
Dieser Golf-Krieg könnte enden wie beim Boxen. Immer schon wurden dort ungeniert die Wechselwirkungen von Geld, Sport und Ergebnis gelebt und gesteuert. Schon vor Jahrzehnten kam es bei den professionellen Faustkämpfern und ihren Managern zu Abspaltungen und Gründung von mehreren Welt-Boxverbänden und Ranglisten und damit zum Verlust von Eindeutigkeit, öffentlichem Vertrauen und Interesse.